Unsere Erdäpfel im Mulchverfahren.
„Der dümmste Bauer erntet die dicksten Erdäpfel“ – so besagt es zumindest ein altes Sprichwort.
Der Anbau dieser besonderen Knolle verlangt jedoch viel Know-How und teilweise einen langen Atem.
In den letzten Jahren waren immer mehr Anbaugebiete von starkem Drahtwurmbefall, Dürre und sonstigen Witterungseinflüssen gezeichnet. Auch bei uns stellten sich der Drahtwurm und vor allem regenarme Sommer als große Herausforderung dar.
Deswegen haben wir uns entschieden, unseren Kartoffelanbau auf Mulchverfahren umzustellen.
Die Gründe sind vielfältig:
- Erosionsschutz bei Starkniederschlägen
- Verdunstungsschutz
- Schutz vor Sonneneinstrahlung
- gleichmäßige Temperaturen im Boden
- Unkrautunterdrückung
- Humusaufbau und
- Düngewirkung
Aber wie funktioniert es und was bringt es?
Diese Frage konnten wir auch nach umfangreicher Recherche und Planung nicht restlos klären. Also: „probieren statt studieren“!
2023:
Wir fangen Anfang April an, unseren Acker das erste Mal zu eggen. Danach folgen vier kühle und nasse Wochen. Jetzt, Ende April heißt es schnell sein: Grubber, Kreiselegge und danach werden auch schon die Erdäpfel am 5. Mai eingelegt.
Schon nach ca. 5-7 Tagen wird das frisch keimende Unkraut durch anhäufeln unterdrückt.
Es regnet wieder. Jetzt ist es Zeit, einen Termin für das Mulchen zu finden. Am Besten ist es die Zeit, wo die Erdäpfel kurz davor sind, den Boden zu durchstoßen. Mulcht man zu bald, ist der Boden lange kalt und man riskiert einen sehr lückigen Bestand. Mulcht man zu spät, vertragen die Erdäpfel die 10 cm Mulchschicht sehr schlecht.
22. Mai
Jetzt wird gemulcht! Es wird für ein halbes Hektar Erdäpfel ca. die drei- bis fünffache Fläche als Geberfläche benötigt. Die Geberfläche „gibt“ der „Nehmerfläche“ in dem Fall den Mulch und somit auch Nährstoffe.
Am Vortag gemäht und geschwadet, kann heute der Ladewagen das Kleegras aufnehmen und bei uns zwischenlagern. Jetzt wird es auf den Streuer verladen und ca. 10 cm auf die Dämme gestreut. Dazu haben wir extra Fahrgassen eingeplant um nicht über die Dämme zu fahren.
Die nächsten Wochen sind sehr trocken. Trotzdem fällt uns eines auf: obwohl ununterbrochen der Wind weht, wird die Erde unter dem Mulch nie ganz trocken. Die Kapillaren werden gebrochen und somit bleibt der Boden länger feucht. Außerdem tummeln sich verschiedenste Nützlinge im Mulch. Der Kartoffelkäfer, ein weit verbreiteter Schädling kommt heuer viel später und weniger vor – somit ist kein Pflanzenschutz notwendig!
Endlich Regen. Ein Gewitterguss wie aus dem Bilderbuch. Im Vorjahr hätte ich Angst gehabt, es könnte den Boden abschwemmen. Nicht heuer. Die Mulchschicht saugt sich an, ähnlich wie Moos, und gibt es langsam dem Boden weiter. Der ist Dank der Bedeckung von Regenwürmern durchlüftet und kann somit das Wasser viel schneller aufnehmen. Nach dem Regen merkt man sofort, dass die Bodenlebewesen die Mulchschicht langsam aber sicher abbauen und in wertvolle Nährstoffe umwandeln. Sogar die feinsten Haarwurzeln der Erdäpfel wachsen in die Mulchschicht.
Der Spätsommer naht und somit die Erntezeit. Die Erdäpfel sind trotz der langen Trockenphase im Juni und Juli schön gewachsen. Manche Sorten werden schon geerntet, die späten Sorten müssen noch länger am Feld bleiben bis sie natürlich reif werden. Danach werden sie im Erdkeller eingelagert.
Fazit des heurigen Jahres:
Der Mehraufwand ist nicht zu unterschätzen. Planung und Zeitpunkt des Mulchens müssen einfach perfekt passen. Für uns hat sich diese Methode jedoch auf jeden Fall bewährt. Ertrag und Qualität sind trotz der fehlenden Bewässerung gut. Zugleich wurde über das Jahr nicht Humus abgebaut, sondern aufgebaut. So kann die Lebensgrundlage „Boden“ weiter erhalten werden.